“Zwei mal drei macht vier Widdewiddewitt und drei macht neune. Ich mache mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt!”
- Pippi Langstrumpf -
Neulich sass ich mit 5 anderen Mädels im Foyer zusammen. Wir hatten eine kurze Pause von unserer Weiterbildung. Eifrig quatschten alle über den Inhaltsstoff und ob unsere Erwartungen erfüllt wurden.
Judith meinte, ihr gefällt es so lala. Sabrina war voll überzeugt. Erika hatte Mühe mit dem Stoff, fühlte sich gestresst und quasselte jetzt schon von der Abschlussprüfung.
Sie hatte Angst durchzufallen, wollte deshalb schon früh damit anfangen, den Stoff zu pauken und das am liebsten alleine. In einer Gruppe könne sie sich schlecht konzentrieren und lernen.
Plötzlich kam Hannah um die Ecke geschossen, setze sich zu uns und seufzte: “Meine Güte ist das viel. Erika, wir lernen doch auf jeden Fall zusammen oder?”
Erika zuckte zusammen, schaute ganz bedröppelt drein und antwortete zu meinem Erstaunen: “Ja können wir machen.”
Hannah sprang auf, rief erfreut “Hey supi, ich ruf dich an” und verschwand wie ein Wirbelwind. Sie bemerkte Erikas Gesichtsausdruck nicht, der einer Wetterkarte mit sieben Tage Regen glich.
“Was war das denn?” Fragte ich völlig perplex. “Ich dachte, du möchtest lieber alleine lernen?”.
“Ja, das möchte ich ja auch”, entgegnete Erika mir gereizt. “Ich kann nur so schlecht Nein sagen. Boah das f… mich dann im Nachhinein immer so ab! Ach Manno, wieso sag’ ich nie einfach das, was ich will.”
Inhaltsverzeichnis
Wieso fällt uns Nein sagen so schwer?
Warum ist Nein sagen so wichtig?
Sechs Wege, um Nein zu sagen.
Was können wir sonst noch von Pippi lernen?
Schlusswort
1. Wieso fällt uns das Nein sagen so schwer?
Wer kennt das nicht:
Wie bei Erika schneit jemand durch die Tür, überfällt einen mit ner Bitte und obwohl man keine Lust oder Zeit hat, kann man einfach nicht “NEIN” sagen. Ehe man sich versieht, hat man irgendeinen Mist an der Backe kleben.
Dabei hatten wir uns fest vorgenommen, uns beim nächsten Mal nicht so leicht vor den Karren spannen zu lassen und mutig wie Pippilotta Viktualia Nein zu sagen! Herrschaftszeiten noch mal…
Warum fällt es manchen so schwer, Grenzen zu ziehen, obwohl sie sich oft sogar benutzt und ausgenutzt fühlen?
Manche Menschen haben richtig Angst davor, anderen etwas abzuschlagen und Nein zu sagen. Meist handelt es sich um Harmonie liebende sowie konfliktscheue Personen. Um des Friedens Willens und ja niemandem vor den Kopf zu stossen, werden die eigenen Bedürfnisse hintangestellt.
Je nach Situation gibt es unterschiedliche Gründe. Am häufigsten sind es:
Angst, sich dann Vorwürfe anhören zu müssen („Nie bist du für mich da, wenn ich dich brauche!”, „Wie kannst Du nur so egoistisch sein?!”).
Anerzogene Glaubenssätze, dass die eigenen Bedürfnisse weniger wichtig sind.
Angst davor, nicht mehr gemocht zu werden und egoistisch rüberzukommen.
Abhängigkeit: emotional oder finanziell. Wer in einer Beziehung emotional vom Partner abhängig ist, wird jedes schlechte Verhalten tolerieren. Eine gewisse berufliche Abhängigkeit durch den finanziellen Aspekt, verleitet viele dazu dem Chef jeden Wunsch zu erfüllen.
2. Warum ist Nein sagen so wichtig?
Ich weiß, dass Nein sagen je nach Situation gar nicht so einfach ist. Man macht sich tausend Gedanken, malt sich die schlimmsten Horrorszenarien aus und bekommt ein schlechtes Gewissen.
Es hängt auch davon ab, von wem man gefragt wird. Dem Chef kann man manchmal nicht einfach so ein Nein entgegenschleudern. Wenn du aber stets dazu tendierst Ja zu sagen, kommt jeder mit irgendeiner Aufgabe oder Bitte um die Ecke gelatscht. Was das bedeutet:
Weniger Zeit für die Erledigungen deiner Aufgaben.
Weniger Zeit für deine Vorhaben.
Weniger Zeit für dich selbst!
Die Folgen: Du bist total gestresst, genervt und unausgeglichen.
Nein sagen erfordert wirklich Mut und einen starken Willen gegen jegliche Überredungskünste. Warum du es trotzdem durchziehen solltest?
Nein sagen stärkt dein Selbstbewusstsein und jeder kann’s lernen. Zusätzlich fühlst du dich befreit und glücklich, da du deinen Bedürfnissen nachkommst.
Nein sagen lernen!
Gehörst du zu den Ja Sagern und hast die Nase voll davon? Schluss damit!
Trau dich daher Nein zu sagen, wenn:
Du ehrlich zu dir bist und etwas wirklich nicht möchtest.
Du dir selbst damit einen Gefallen tust.
Du ausgenutzt wirst.
Dein Gegenüber seine Bedürfnisse über deine Bedürfnisse stellt.
3. Sechs Wege, um Nein zu sagen:
Freundlich, aber bestimmt: “Ihr schafft das auch ohne mich.” “Heute möchte ich nicht mitkommen.”
Zeit gewinnen: “Ich denke gerne darüber nach und gebe Ende der Woche Bescheid.”
Eigene Bedürfnisse: “Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich das tue.”
Nein begründen: “Ich kann diese Woche keine Überstunden machen, da wir Besuch haben.”
Verständnis zeigen: “Ich kann verstehen, wie wichtig das für dich ist, habe aber keine Möglichkeit, das noch zwischen zu schieben.”
Klartext reden: “Nein, ich habe wirklich keine Zeit.”
Was wir sonst noch von Pippi lernen können?
Vom kessen Rotschopf können wir noch so einiges lernen! Pippi ist mutig, denkt stets positiv, genießt die Ruhe sowie auch mal faul zu sein und hat eine innere Stärke.
Mutig sein: “Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut”.
So lautet Pippis Einstellung vor Unbekanntem… seufz …i love it!
Nichts und niemand kann sie aufhalten. Sie lässt sich in ihren Abenteuern mutig auf Neues ein. Natürlich kannst du jetzt nicht einfach ein Pferd besteigen und nach Taka Tuka Land reisen.
Worum es geht, ist Mut und innere Stärke, sich auf Neues einzulassen. Die eigenen Kräfte zu entdecken und zu nutzen. Genauso wirst du schwierige Situationen leichter meistern.
Die Seele baumeln lassen: “Faul sein ist wunderschön! Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen."
Geniesse es einfach mal nichts zutun. Die meisten gehen diesen Punkt erst an, wenn sie völlig überarbeitet sind und die ersten gesundheitlichen Warnschüsse hören. Mach Pausen im Alltag, nimm dir kleine Auszeiten, um bewusst abzuschalten.
Positiv denken: “Warte nicht darauf, dass die Menschen Dich anlächeln. Zeig ihnen, wie es geht.”
Das rät Pippi ihren Freunden Tommy und Annika. Und mal ehrlich, warum abwarten, bis mein Gegenüber mit einer erwünschten, positiven Handlung beginnt. Nimm es selbst in die Hand! Getreu nach dem Motto:
“If you wanna make the world a better place, take a look at yourself and make that change!”
Schlusswort:
Nein sagen gelingt nicht von heute auf morgen. Mach unbedingt kleine Schritte im Veränderungsprozess.
Der erste Schritt ist, sich bewusst zu werden, warum dir das Nein sagen so schwerfällt. Hol’ dir Hilfe, wenn du das Gefühl hast, das du das alleine nicht packst.
Was du noch tun kannst?
Nimm dir täglich eine Sache vor, zu der du Nein sagst und an deine Bedürfnisse denkst.
Bleib höflich, aber konsequent.
Leg dir schon vorher Argumente gegen Überredungskünste zurecht.
Wenn du es geschafft hast - YEAH - dann belohne dich und mach am nächsten Tag motiviert weiter!
Bleib offen für Neues, trau’ dich einfach und geh’ deinen ganz persönlichen Weg.
Sei geduldig mit dir. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen ;-).
Wie gut kannst du “NEIN” sagen?
Der Test verrät es dir!
Die Autorin
Nadège B. Tebiro, Dipl. Psychologische Beraterin & Dipl. Gesundheitscoach. Sie zeigt Frauen und Jugendlichen, wie man stressfreier durchs Leben kommt. Ihr Lebenselixier ist lachen, fetzige Musik, gepaart mit Weingummi und Schokolade!
2021 gründete sie den Female Health Club. Eine Health & Lifestyle Community rund um die Themen körperliche und mentale Gesundheit.
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